US Midterms : Familienpolitik

Secretary of State Jon Husted mit seinen Töchtern Kylie (inks, 5) und Katie (7).

Über eine US-Wahl von einer Wahlparty der Republikaner zu berichten klingt doch eigentlich spannend, oder ? Von Anti-Abtreibungs-Extremisten, über radikale Gegner gleichgeschlechtlicher Ehen bis hin zu Multimillionären in feinen Anzügen erwartet man so ziemlich alles.

Im Endeffekt bot die Veranstaltung im noblen Marriott Renaissance Hotel nicht viel dergleichen. Ok, fein Angezogen waren die Herrschaften generell schon.

Einziges Zeichen, dass man sich auf einer eher konservativ orientierten Feier befindet ist die Wahl eines Gebetes als Auftakt. Die Augen geschlossen, das Gesicht in Richtung Boden stehen die etwa 400 feinen Herrschaften für eine Minute still und lauschen den Worten der religiösen Rednerin, bevor ein Chor „Amen“ murmelt und die Party endlich richtig losgehen kann.

Guests stand and pray at the election night party of the Franklin County Republican party in the Renaissance Hotel in Columbus, Ohio, Tuesday, Nov. 2014.
Guests stand and pray at the election night party of the Franklin County Republican party in the Renaissance Hotel in Columbus, Ohio, Tuesday, Nov. 2014.

Noch ein Hinweis, dass man sich auf einer Veranstaltung der Grand Old Party befindet ist dieses konstante, schleichende Gefühl des Sieges, dass sich ausbreitet und dass man in dieser Form und Stärke bei einer Veranstaltung der Demokraten sicherlich nicht spüren konnte.

„Tonight’s the Kind of Night“ tönt aus den Lautsprechern. Aus dem von den Demokraten gemieteten Hotel einige Blocks südlich wird per unscharfen Video-link der Verlierer zugeschalten, als er seine Dankensrede hält, die einige Wenige Gäste mit zurückhaltendem Applaus würdigen und die große Mehrheit die Worte schlicht und stumm zur Kenntnis nimmt.

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Secretary of State John Husted mit seiner Frau Tina Sheppard, deren zwei Töchtern Kylie (5, blaues Kleid) et Katie (7), sowie Alex, 19, aus einer früheren Ehe von John Husted.

Redner und Begleitung

Ganz anders verhält sich das Publikum, als endlich der erste Kandidat das Podium betritt – alles andere als alleine, denn Jon Husted kommt mit Frau, Kindern, Brüdern, Schwestern, und sonstigen Verwandten. Seine zwei Töchter sind 5 und 7 Jahre alt.

Generalstaatsanwalt Mike DeWine schafft es, seinen Vorredner noch zu übertrumpfen – zwar nicht in der Anzahl der Familienmitglieder, in der generationellen Diversität jedoch durchaus. Mindestens drei Generationen begleiten ihn – und jede Generation scheint aus mindestens 3 oder 4 Brüdern oder Schwestern zu bestehen, aus denen jeweils etliche Kinder hervorgingen.

Insgesamt schafften es ein gutes Duzend Enkelkinder auf die Bühne, manche davon mit blauen „Wählt für meinen Opa“ T‑Shirts. Süß.

A attorney geneal of Ohio Mike DeWine, speeks, accompagnied by his family, at a Republican Party event in the Renaissance hotel in Columbus, Ohio, Tuesday, Nov. 4 2014, after being reelected in his office.
A attorney geneal of Ohio Mike DeWine, speeks, accompagnied by his family, at a Republican Party event in the Renaissance hotel in Columbus, Ohio, Tuesday, Nov. 4 2014, after being reelected in his office.

Für den wiedergewählten Gouverneur John Kasich wird dann noch AC/DCs Thunderstruck eingespielt – inkl. des markanten und aggressiven Refrains „fight back“. Gekämpft hat John Kasch gegen einen demokratischen Herausforderer der sich durch verschiedene kleine Skandale selbst disqualifiziert hat ; doch gekämpft hat er auch gegen ein ganzes System in Washington.

Schnell noch die obligatorischen Fotos mit Kindern auf dem Arm und Frau an der Seite und schon ist der Auftritt zu Ende.

Die Vize-Gouverneurin mit Mann und nur zwei erwachsenen Söhnen, tanz hier schon gehörig aus der Reihe.

Ungehörte Nachredner

Was außerdem bleibt von dieser überaus unspannenden republikanischen Wahlnacht ist das relative Desinteresse an der nationalen politischen Situation. Im Veranstaltungssaal wird kein Fernsehsender zugespielt. Lediglich im Foyer läuft auf einigen Fernsehgeräten Fox News – ein vollkommen zufällig ausgewählter Kanal, oder so.

A attorney geneal of Ohio Mike DeWine, speeks, accompagnied by his family, at a Republican Party event in the Renaissance hotel in Columbus, Ohio, Tuesday, Nov. 4 2014, after being reelected in his office.
A attorney geneal of Ohio Mike DeWine, speeks, accompagnied by his family, at a Republican Party event in the Renaissance hotel in Columbus, Ohio, Tuesday, Nov. 4 2014, after being reelected in his office.

Die wenigen Ergebnisse, die vom Podium verkündet werden, sind Großteils regional ; man fühlt sich abgeschottet von so vielen republikanischen Siegen, die man doch eigentlich gehörig feiern könnte. Doch Lokal ist viel wichtiger als der National – der Senator, der nicht zur Wahl stand, wird aus Washington via Skype zugeschaltet.

Weit ist er weg ; ebenso weit wie Washington – und viel näher wollen die anwesenden Republikaner Washington auch gar nicht haben, kämpfen sie doch gegen einen, ihrer Ansicht nach, zu mächtigen und großen zentralen Administrationsapparat.

Gegen 22 Uhr, nach der Rede des Gouverneurs, neigt sich das bescheidene Fest dann auch schon wieder seinem Ende zu. Ein Großteil des Publikums verlässt den Saal ; nur wenige bleiben für die Reden verschiedener Abgeordneter. Auch die Presse macht sich langsam auf den Weg zurück in die Redaktionen. Ohio, das sonst so knappe und langwierige Wahlen gewohnt ist, macht es Amerika diesmal leicht.

Schon in zwei Jahren könnte dies ganz anders aussehen : Da können die Enkelkinder dann womöglich nicht mehr mit auf die Bühne, wären doch die wichtigen Reden nicht rechtzeitig zur Schlafenszeit vorüber.